Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2024 begrüßt das Forum Internationale Wissenschaft (FIW) der Universität Bonn Marlene Stiller als Gastwissenschaftlerin. Sie ist Juristin sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Internationales Öffentliches Recht und Internationalen Menschenrechtsschutz der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Nora Markard). Ihr Aufenthalt dient dem wissenschaftlichen Austausch mit dem ZivDem-Projekt.
Das ZivDem-Projekt am FIW widmet sich der Untersuchung der zivilen Seenotrettung (ZSNR) im Mittelmeer als Kristallisationspunkt für grundlegende demokratische Auseinandersetzungen. Durch die Verbindung von soziologischen, politikwissenschaftlichen und demokratietheoretischen Ansätzen analysiert das Projekt sowohl die Praxis der Seenotrettung als auch den europäischen Diskurs darüber. Im Zentrum steht die Beobachtung, dass sich um die Arbeit der Seenotretter*innen eine soziale Bewegung gebildet hat. Diese Bewegung kritisiert die EU-Grenzpolitik und die Haltung der Mitgliedstaaten, basierend auf dem Grundsatz, dass Geflüchtete im Mittelmeer nicht ihrem Schicksal überlassen werden dürfen.
Gleichzeitig werden die Akteure der zivilen Seenotrettung zur Zielscheibe autoritärer und anti-migrantischer Strömungen. Der Streit um die Aufnahme von Geflüchteten in Europa spiegelt daher nicht nur Debatten über die konkrete Ausgestaltung der EU-Migrations- und Asylpolitik wider, sondern berührt grundlegende Fragen zur Zukunft der europäischen Demokratie selbst.
Marlene Stiller wird während ihres Aufenthalts ihre juristische Expertise im internationalen öffentlichen Recht und im Menschenrechtsschutz in die interdisziplinären Diskussionen des ZivDem-Projekts einbringen. Ihr Beitrag bietet wertvolle Perspektiven auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen, denen zivilgesellschaftliche Akteure im Kontext der Seenotrettung begegnen.