Die Forschungsgruppe "Zivile Seenotrettung als Kristallisationspunkt des Streits um Demokratie" nimmst am 1. Juli ihre Arbeit auf. Sie wird von der Gerda Henkel Stiftung für drei Jahre finanziert und von Dr.'in Mareike Gebhardt (Universität Münster) und Dr.'in Lena Laube (FIW, Universität Bonn) geleitet werden. Weitere Projektmitarbeiter*innen werden Maria Ullrich (FIW, Universität Bonn) sowie Sarah Spasiano (FIW, Universität Bonn) sein.
Ausgangspunkt der Forschungsgruppe ist die These des Kristallisationspunktes: In der Praxis und im Diskurs über zivile Seenotrettung (ZSNR) im Mittelmeer kristallisiert sich ein Streit darum, was demokratisch sei. In der Verzahnung soziologischer, politikwissenschaftlicher und demokratietheoretischer Perspektiven rückt das Projekt den europäischen Diskurs um die (zivile) Seenotrettung im Mittelmeer in den analytischen Fokus. Es geht davon aus, dass sich um die Arbeit der Seenotretter*innen herum eine soziale Bewegung formiert, welche ausgehend von dem Anspruch, dass Geflüchtete im Mittelmeer nicht sterben gelassen werden, Kritik an der EU-Grenzpolitik und den Mitgliedstaaten übt. Die zentralen Akteur*innen der ZSNR werden im Streit um die Aufnahme von Geflüchteten in Europa zugleich zur Projektionsfläche autoritärer und anti-migrantischer Positionen. Mit dem Streit um die (zivile) Seenotrettung manifestiert sich daher nicht nur eine Debatte um die konkrete Ausgestaltung der gemeinsamen EU-Migrations- und Asylpolitik, sondern der Zukunft der europäischen Demokratie selbst.
Ab August 2022 findet regelmäßig ein offenes Forschungskolloquium online statt, das als Plattform und erweitertes Netzwerk der Forschungsgruppe ZivDem dienen wird. Das Kolloquium steht interessierten Forschenden unterschiedlicher Fachrichtungen offen, die Abschlussarbeiten oder Forschungsprojekte aus verwandten Themenfeldern vorstellen sowie einschlägige Literatur gemeinsam diskutieren möchten. Das Programm sowie weitere Informationen finden Sie hier.